Konzept für den Bezirkswahlkampf in Hamburg

Anstatt zu beschreiben, was wir alles falsch gemacht haben, wer Schuld hatte, wer nicht, und dass man keine Schuld zuweisen soll, möchte ich hier einen kleinen Blick nach vorne richten.

Meine Erfahrungen aus den vergangenen Monaten haben mir einige Dinge gezeigt, die wir sehr gut gemacht haben und auch einige Dinge wo wir uns direkt verbesser können – Ganz unabhängig von Inhalten.

Da auch ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefuttert habe, möchte ich meine Idee hier gerne zur Diskussion stellen. Das heißt nicht, dass ich bei anderen Meinungen sofort von meiner Idee abrücke, aber ich lasse mir gerne durch den Kopf gehen, was denn so der Rest meiner kleinen Welt dazu meint 🙂  Auch über Ergänzungen freue ich mich natürlich.

1. So schwer wie es ist, wir brauchen einen langfristigen Plan anstatt vieler kurzfristiger Aktionen.

Gerade zum Ende des Wahlkampfes gab es viele tolle Aktionen, die auch super gelaufen sind, wie ich finde. Geöffnete Briefe in Briefkästen, Flyer verteilen, Abreißzettel aushängen…  Aber wir haben viel Energie gebraucht uns kurzfristig zu sammeln und zu koordinieren. Es entbrannten Diskussionen, dass es eh schon zu spät sei, oder auch gerade richtig. Kommentare kamen auf, dass alles so kompliziert sei und dass das jemand (TM) in die Hand nehmen müsse. – Hier haben wir viel zu viel unserer Energie verbraten!

Ich habe inzwischen begriffen, dass es leider vielen Piraten schwer fällt sich rechtzeitig im Voraus für einen Termin festzulegen. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Aber ich glaube es hilft alles nichts, hier müssen wir an uns arbeiten.

2. Wir müssen unsere Energie bündeln auf wenige aber dafür große und sichtbare Aktionen

Vom 1.6.2013  – 21.9.2013 war praktisch wöchentlich im Bezirk Wandsbek ein Infostand. Das war aufwändig und anstrengend aber wir haben die Leute auf der Straße erreicht – Zumindest diejenigen, die sich Samstags aus dem Haus trauen und bereit waren uns zuzuhören. Ich glaube, dass wir hier unsere Kräfte nicht effizient eingesetzt haben. Daher schlage eine Konzentration auf 3 Termine vor.

– 1 Woche vor versendung der Wahlunterlagen (Briefkastenaktion, Infostände, Infoveranstaltungen)

– 1 Woche vor Versendung der Briefwahlunterlagen für 2 Wochen (Briefkastenaktion, Infostand)

– 2 Wochen vor der Wahl (Flyern, Infostände, Infoveranstaltung, Guerilla)

Dazwischen kann und soll es natürlich auch Aktionen geben, um sich zu zeigen. Der Fokus soll allerdings auf diesen 3 Terminen liegen, um die Wähler zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort zu erreichen.

3. Weniger ist mehr!

Wir sollten die Wähler nicht mit Infos erschlagen, sondern uns auf die wichtigsten Themen konzentrieren. Daher sollte es nur 1 Allgemeinflyer pro Bezirk geben in dem die Forderungen (4-6) verständlich und kurz zusammengefasst sind. Für besonders wichtige und Themen, die es in mehreren Bezirken gibt und uns von den anderen abgrenzen kann es auch einen zusätzlichen Flyer geben. Hier gilt es Synergien auch zwischen den Bezirken zu nutzen.

So blöd es klingt: bezahlbarer Wohnraum gehört nicht dazu! Klar müssen wir eine Position haben zu bezahlbarem Wohnraum. Aber wir gewinnen keinen Wähler wenn wir die gleiche Position vertreten wie die SPD, die Grünen, die Linken oder sonst eine Partei.

Stellt euch immer die Frage: Warum soll der Bürger uns wählen? Die Antwort darauf muss etwas sein, was uns von allen anderen Parteien unterscheidet.

4. Wahlkampfkit mit LV Unterstützung

Der Wahlkampf wird wahrscheinlich in den Bezirken organisiert werden. Aber das heißt nicht, dass der LV sich raushält. Ich möchte ein Unterstützungsangebot in Form Materialien, Koordinationshilfe und Planung anbieten. Kein Bezirk ist gezwungen dies in Anspruch zu nehmen, aber das Angebot muss bereit stehen.

Dazu zählt auch, ein Wahlkampfkit für jedne Bezirk bestmöglich zusammenzustellen. Und hier sollten alle zusammenarbeiten im gesamten LV. Ich habe in Wandsbek gemerkt, wie wichtig es ist, dass ein Infostand von einer Person transportiert werden kann und trotzdem alle anderen Parteien in den Schatten stellt. Bevor hier jedoch jeder losrennt und seinen Infostand bastelt, sollten wir erst gucken, was sinnvoll ist, was wir haben und wie wir uns gegenseitig unterstützen können. (An dieser Stelle noch mal einen großen Dank an Bergedorf für den Sonnenschirm)

5. Veranstaltungen langfristig planen und langfristig ankündigen

Ja, es sind Bezirkswahlen ABER wir sind ein LV und sollten uns alle gegenseitig unterstützen. Dies geht jedoch nur, wenn man sich auch abspricht und dazu bedarf es einer Planung, die rechtzeitig geplant ist und wozu auch rechtzeitig eingeladen wurde. Es sollte nicht passieren, dass in 7 Bezirken gleichzeitig eine Infoveranstaltung ist.

Ich gehe sogar soweit, die folgenden Prämissen einzuhalten:

– Nie 2 Wahlkampfveranstaltungen in Hamburg gleichzeitig

– Bis plakatiert werden darf, alle 14 – 18 Tage eine Veranstaltung ankündigen, damit wir sichtbar sind. Auch danach die Plakatständer für die Ankündigung von Veranstaltungen nutzen.

– Bis zum 1.2.2014 steht ein hamburgweiter Veranstaltungsplan. Dieser wird öffentlich und hamburgweit an die Presse kommuniziert. Jeder Bezirk sollte natürlich auch seine eigenen Verantstaltungen bewerben.

6. Netzwerke aufbauen

Leider haben wir derzeit nur in Hamburg Mitte eine Fraktion. Das heißt, dass wir in 6 Bezirken noch nicht nachweisen können, dass wir auch was für Hamburg tun können. Die Menschen müssen und vertrauen und auch zutrauen eine gute Bezirkspolitik zu machen. Das schaffen wir nicht durch einen Flyer, sondern durch Aktionen und Mitmachen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten

– Beteiligung an Inis (z.B. Turmbau zu Barmbek)

– Besuch von Quartiersbeiräten (ab sofort!)

– Veranstaltungsangebot mit dem Vortragen von Konzepte

– Sonstige Piratentypische Themenveranstaltungen (z.B. Cryptoparties)

7. Zentrale Unterstützung

Wir haben viel vor uns und es ist ein Haufen arbeit. Ich denke, dass wir uns es nicht länger leisten können „einfach drauf los“ Wahlkampf zu machen. Ich persönlich glaube nicht, dass ich noch mal einen 4 Monatigen Dauerwahlkampf – und dann auch noch im Winter – durchhalte und dem aktuellen Krankenstand nach zu urteilen auch so einige andere nicht.

Daher möchte ich im Landesvorstand eine zentrale Anlaufstelle einrichten für Wahlkampfkoordination und Wahlkampfunterstützung. Diese Stelle soll nichts vorschreiben. Wenn ein Bezirk alles allein wuppt – SUPER! Aber falls nicht, ist hier ein Ansprechpartner, der einen Plan B in der Schublade hat, Leute mobilisieren und schlicht und einfach helfen kann. Wenn es nicht mehr läuft während des Wahlkampfes – warum auch immer, dann muss jemand da sein, der helfen kann und darauf vorbereitet ist.

Dies ist besonders wichtig, um auch eine langfristige Planung bis zur Durchführung erfolgreich gewährleisten zu können. Natürlich kann etwas dazwischen kommen, und Person A, die einen Infostand geplant hat oder eine Veranstaltung durchführen wollte, kann es nicht mehr. Für den Fall braucht es ein Backup und dieses möchte ich bezirksübergreifend im Landesverband ansiedeln. Ich glaube, dass sich auch mehr von uns trauen, sich langfristig festzulegen, wenn sie wissen, dass es einen Notfallplan gibt und dass niemand am Ende alleine dastehen wird.

Kurz gesagt: Ich finde wir sollten den nächsten Wahlkampf auf 3 Prämissen aufbauen.

– Langfristige Planung

– Wenige aber dafür gezielte Aktionen und Infos

– Zentrale Koordination der Unterstützung aus dem LV

2 Kommentare zu “Konzept für den Bezirkswahlkampf in Hamburg

  1. Klasse Liste und gute Gedanken. 🙂 Da ich den Punkt entdeckt habe, der mir selbst mit am Wichtigsten ist: Stadtteil-/Quartiersbeiräte besuchen ist definitiv ein Muss! Ich habe auf dem Dulsberg dabei gemerkt, daß man dadurch wirklich alle Themen, die den Stadtteil betreffen und zu denen man Stellung beziehen muss, mitbekommt. Auf dem Dulsberg die Frohbotschaftskirche und den Bebauungsplanentwurf Dulsberg 6. Darüber hinaus ist der Vernetzungsgrad enorm, man bekommt Kontakt zu sozialen und infrastrukturellen Einrichtungen, erfährt von Projekten und Institutionen, und bekommt Kontakt zu den Vertretern anderer Parteien, was man ohne Bezirksbeteiligung sonst nicht so unbedingt regelmäßig hat. Also definitives Must von meiner Seite. 🙂 Außerdem sind wir ja für niedrigschwellige Bürgerbeteiligung, und in den Räten wird sie ermöglicht…

  2. Ein hervorragendes Alleinstellungsmerkmal mit dem wir im Hamburger Kommunalwahlkampf punkten können wäre meiner Meinung nach übrigens openantrag.de – damit können wir zeigen dass wir uns wirklich für die Meinung der Bürger interessieren und ihnen Mitgestaltungsmöglichkeiten einräumen.

    Zu 1.): Stimmt. Wir hatten viele tolle Ideen, aber leider erst in der letzten Woche.

    Zu 2.): Die Infostände waren meiner Meinung nach zu oft an den selben Plätzen. Evtl. wäre es effektiver gewesen öfter andere Orte zu beantragen, damit jeder in Hamburg uns wenigstens einmal gesehen hat.

    Zu 3.): Definitiv. Lieber 3 Wahlkampfthemen als 30. Unsere Positionen zu anderen Themen können wir den Leuten gerne auf Anfrage mitteilen, aber klare Prioritäten müssen ersichtlich sein.

    Zu 4.): Ich denke dass Kooperation im Bezirkswahlkampf nicht schaden kann. Sicherlich gibt es einige lokale Themen zu denen einzelne Bezirksverbände speziell Wahlkampf machen wollen (wie BIDs in Mitte oder Turmbau in Nord), aber grundsätzlich werden wir uns sicherlich thematisch überschneiden. Hier muss bei der Erstellung von Material nicht jeder Bezirk das Rad neu erfinden.

    Zu 6.): Was die Unterstützung von Inis angeht, muss man sich auch fragen was es uns wahlkampftechnisch bringt. Es macht wenig Sinn im Wahlkampf Energie in eine Initiative zu stecken, die sich dann wegen Parteineutralität weigert dies öffentlich anzuerkennen.

    Zu 7.): Klingt nach einer guten Idee, aber ich kann mir nicht richtig vorstellen wie das praktisch ablaufen soll.

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